Glashaus. Ruhe.

26. August 2012: Wenn ich unter Menschen will und dabei zusehen will, dass es ihnen gut geht, dann gehe ich ins Glashaus. Ein wunderbares Restaurant in der Karlsaue.

Innen ist es am besten. Ich schaue mir die Einweckgläser mit dem Bioessen an, ich könnte alles sofort auf mein Tablett packen. Ich höre die Musik aus der Musicbox »Give Peace a chance«. John Lennon! Ich gebe dem Frieden eine Chance, denn hier ist es so friedlich.

Ich setze mich an einen der großen Holztische in der Mitte des Gewächshauses. Ich wähle meinen Stuhl so, dass ich die reinkommenden Gäste sehen kann. Zuerst haben sie erschöpfte Gesichter, dann schauen sie sich um. Dann entspannen sie sich, sind erleichtert, diese Oase der Ruhe gefunden zu haben.

Es ist behaglich warm hier drin, nicht zu heiß. Von oben strömt immer wieder eine frische Brise hinein. An diesem Tisch weine ich manchmal, weil das Leben so schön ist.

Neulich sah ein Mann meine Tränen, nickte, berührte kurz meine Schulter, ging wieder weiter. Diese Geste tröstete mich ganz außerordentlich, ich war in Verbindung mit ihm und in Verbindung mit der Welt, mit allem.

Was ich jetzt weiß: Ich gehe mit dir überall hin, Isabelle. Denn überall ist genau da, wo ich gerade bin und sein werde. Ich bin bei dir so wie du bei mir bist.

Über documenta

Über Briefe und Notizen erhält Andreas Knierim in unregelmässigen Abständen Nachrichten von "Isabelle Hüter". Sie bewohnt, nach eigenen Aussagen, das Kunstwerk von Song Dong "Doing Nothing Garden" auf der dOCUMENTA (13) auf der Karlsaue in Kassel.
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.