Die Medien sind wir selbst

7. August 2012: Ich bin wieder in meinem Erdhügel. Meine Möbel begrüssen mich und schenken mir Ur-Vertrauen.

Das Unterwegs-Sein der letzten Woche hat mir eine bedeutende Wahrheit über mein Leben vermittelt: Ich bin geläutert. So ein altmodisches Wort für so eine neue Erkenntnis.

Der Gang durch die Stadt war überhaupt kein Spießrutenlauf, wie ich zuerst befürchtet hatte. Jeder Kiosk hätte mich anschreien können: »Kauf dir eine Zeitung, du musst doch erfahren, was in der Welt los ist.« Aber nichts ist passiert. Was soll schon in der Welt los sein, die Welt ist doch hier.

Ich lebe seit Monaten ohne Medien, selbst die alten Zeitungen benutze ich nur, um AK meine Botschaften zu übermitteln. Ich schaue nicht mehr hinein in diese andere Welt. Mein Interesse an Nachrichten jeder Art ist verschwunden. Ich habe mit mir selbst genug zu tun. Ich bin mir selbst genug.

Ich laufe durch den Park, ich bin im Dorf von Gareth und sehe so klar wie schon lange nicht mehr. Ich schaue den Menschen in die Augen und sehe, was mit ihnen ist. So glaube ich zumindest. Ich erhalte manchmal einen Antwortblick, der sagt: »Ja, genauso ist es. Schön, dass du es sehen kannst.«

Wieder diese Verbundenheit! Wir sind alle miteinander verbunden, direkt, ganz ohne diese »sozialen Netzwerke«. Wir können uns in Gedanken austauschen, miteinander sprechen, miteinander fühlen. Ohne irgendwelche Medien dafür nutzen zu müssen. Die Medien sind wir selbst.

Über documenta

Über Briefe und Notizen erhält Andreas Knierim in unregelmässigen Abständen Nachrichten von "Isabelle Hüter". Sie bewohnt, nach eigenen Aussagen, das Kunstwerk von Song Dong "Doing Nothing Garden" auf der dOCUMENTA (13) auf der Karlsaue in Kassel.
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